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Wohnen neben einem Atomkraftwerk – Diese Vorsichtsmaßnahmen solltest du treffen

Wohnen neben einem Atomkraftwerk – Diese Vorsichtsmaßnahmen solltest du treffen  - Wohnen neben einem Atomkraftwerk

Wie sieht es eigentlich mit der Gefährdungslage durch Atomkraftwerke in Deutschland und anderen Staaten aus? Hier erfährst du, welche Vorsichtsmaßnahmen du treffen kannst, wenn du in der Nähe eines AKWs wohnst.

In Deutschland stehen insgesamt 17 Atomkraftwerke, die Mehrzahl davon im Westen der Republik. Im Jahr 2014 lag der Anteil der Stromversorgung durch AKWs bei 35,6 Prozent. Damit ist die Atomkraft hinter Braunkohle, erneuerbaren Energien und Steinkohle der viertgrößte Energielieferant.
Nach der Katastrophe in Fukushima im März 2011 sind sieben AKWs, die vor 1980 gebaut wurden, vom Netz genommen worden. Derzeit haben in Deutschland noch acht AKWs eine Betriebserlaubnis – nach aktueller Planung sollen jedoch auch sie bis 2022 abgeschaltet werden.
Auch in unseren Nachbarländern wird Energie aus Atomkraft bezogen, mancherorts sogar zum überwiegenden Teil. In Frankreich stehen beispielsweise 58 Atomkraftwerke, das Land nutzt zu etwa 80% Strom aus der Kernenergie.
Polen plant demnächst sein erstes Atomkraftwerk zu bauen. Standort soll möglicherweise ein Gebiet an der Ostsee sein, etwa 250 Kilometer von der deutschen Küste entfernt. Bislang deckte das Land seinen Energiebedarf zu rund 90 Prozent aus Kohle. In Tschechien, der Schweiz und Belgien stehen ebenfalls Kernkraftwerke, die sich noch in Betrieb befinden.

In den letzten Jahrzehnten kam es in einigen der Kraftwerke unserer Nachbarstaaten vermehrt zu Störfällen und Unfällen. Daher steht die Kernenergie in Ländern wie Belgien und Frankreich nicht erst seit der Katastrophe in Fukushima zur Diskussion. Zuletzt kam es im Jahr 2014 im AKW Fessenheim im Nordwesten Frankreichs zu einem Störfall: Damals war Wasser in den Reaktor eingedrungen, welches eine Überschwemmung und technisches Versagen nach sich gezogen hatte.
Bis zur endgültigen Abschaltung der Atomkraftwerke in Deutschland vergehen noch einige Jahre – und selbst dann werden unsere Nachbarn eher noch mehr AKWs als heute in Betrieb haben. Es ist also durchaus noch angebracht, sich über Vorsichtsmaßnahmen Gedanken zu machen. 

Sicherheit von AKWs in Deutschland

Um Unfälle und Störfälle in Atomanlagen international vergleichbar zu machen, existiert eine Skala von acht Stufen (International Nuclear Event Scala bzw. INES) für nukleare Ereignisse. Die erste Stufe bedeutet eine Abweichung vom normalen Anlagenbetrieb, wie bei einem Ventilschaden im südhessischen Atomkraftwerk Biblis im Jahr 1987.
Die Katastrophen von Tschernobyl (1986) und Fukushima (2011) stehen als katastrophaler Unfall auf oberster Stufe der INES-Skala. Die Folgen für diese Stufe sind schwerste Freisetzung von Radioaktivität außerhalb der Anlage des Atomkraftwerks und somit Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt.
In der Anlage Windscale/Sellafield (Großbritannien) kam es im Jahre 1957 zu einem schweren Unfall (Stufe 5), bei dem, verursacht durch ein Feuer, radioaktive Stoffe freigesetzt wurden.
Auch in Deutschland gab es bereits Störfälle in Atomkraftwerken. Im AKW Philippsburg in Baden-Württemberg kam es im Jahr 2001 vermehrt zu Störfällen in Folge von menschlichem Versagen. Dabei ging aber keinerlei Gefährdung für die Öffentlichkeit aus.

Atomkraftwerk von außen

Generell sind Atomkraftwerke nach westlichen Standards mit zahlreichen Sicherheitseinrichtungen versehen, die unabhängig voneinander arbeiten. Für die Sicherheit in einem Atomkraftwerk ist die Kühlung des Reaktorkerns von wesentlicher Bedeutung. Fällt die Kühlung aus, kann es zu einer Kernschmelze kommen. Manchmal bleibt eine Kernschmelze auf die Sicherheitsbehälter beschränkt, und die Situation kann durch Ablassen von Druck entschärft werden. Allerdings tritt in jedem Fall Radioaktivität aus.
Bei einem Super-GAU, wie in Fukushima, frisst sich die Schmelze durch den Betonboden des Sicherheitsbehälters und verseucht dabei die Erde und das Grundwasser. Darüber hinaus wird bei Kontakt mit Wasserdampf radioaktives Material (Radionuklide) in die Atmosphäre freigesetzt.

Aktuelle Informationen sowie Messwerte aus den Kernkraftwerken und der Umgebung sind im Internet zu finden. Auf www.lubw.baden-wuerttemberg.de lässt sich zum Beispiel der aktuelle Strahlenpegel sogenannter KFÜ-Messstationen (Kernreaktor-Fernüberwachung) für Baden-Württemberg aufrufen. Mit diesem festinstallierten System werden rund 100.000 Messwerte innerhalb und außerhalb der Anlagen täglich rund um die Uhr überwacht.

Notfallpläne für Reaktor-Unfälle

Ratgeber und Notfall-Informationen zu den Gefahren bei einem Reaktorunfall und den damit verbundenen Maßnahmen gibt es für einige Bundesländer wie Rheinland-Pfalz  im Internet.
Wenn du in der Nähe eines AKW wohnst, ist es sinnvoll, sich diese Ratgeber und Notfallpläne einmal genauer anschauen. Dadurch erhältst du auch gleich Informationen über die jeweiligen Aufnahmeorte, die bei einer Evakuierung aufgesucht werden.

Evakuierungsplan des Landkreises Schweinfurt

Verhalten im Ernstfall

Im Ernstfall kann das richtige Verhalten überlebenswichtig sein. In Deutschland hat jedes Bundesland konkrete Notfallpläne, sollte es zu einem Reaktorunfall kommen.

Radioaktive Partikel werden vor allem durch die Luft transportiert, weshalb das Haus oder die Wohnung der wirksamste Schutz sind. Wände, Decken und umgebendes Erdreich schwächen die Strahlung der Partikel ab. Je dicker die Wände, desto höher die abschirmende Wirkung.
Keller und innenliegende Räume sind dafür am besten geeignet. Türen und Fenster sollten geschlossen und auch die Lüftungsanlage abgeschaltet werden, damit die Partikel nicht ins Haus gelangen.
Besteht die Gefahr, dass radioaktive Partikel in die Atmosphäre gelangt sind, dürfen in dieser Zeit weder Obst noch Gemüse geerntet werden. Nur die im Haus vorhandenen Lebensmittel sind zum Verzehr geeignet. Das Leitungswasser lässt sich weiterhin unbesorgt verwenden, da die Wasserwerke überwacht werden. Bei einer radioaktiven Verschmutzung wird das Wasser nicht in das Leitungsnetz eingespeist. Daher empfehlen wir, immer einen Vorrat an Trinkwasser bereit zu halten.
Solange du keine Informationen über eine Evakuierung bekommst, ist es unabdingbar, im Haus zu bleiben. Nur wenn es unbedingt notwendig ist, beispielsweise um Jodtabletten in den Sammelstellen zu holen, solltest du nach draußen gehen. Halte dich aber nur so kurz es geht im Freien auf.

Informationen bekommst du in so einem Fall über das Notfall-Radio, das Fernsehern oder durch Lautsprecherdurchsagen von Polizei und Feuerwehr. Daher solltest du diese Medien immer eingeschaltet lassen, um auf dem aktuellsten Stand zu sein.
Die Notfallnummern der Polizei, Feuerwehr sowie der Katastrophenschutzbehörden jedoch dienen nicht dazu, um sich zu informieren. Dadurch würdest du nur die Arbeit der Einsatzkräfte behindern und die Telefonleitungen blockieren.

Verhalten bei einer Kontamination

Geigerzähler vor SchildDas Gefährliche an den radioaktiven Partikeln ist, dass der Mensch sie nicht sehen und von schadstofffreier Luft unterscheiden kann. Nicht nur durch das Einatmen, sondern auch über die Haut können die giftigen Partikel in den Körper gelangen.
Warst du möglicherweise einer Kontamination ausgesetzt, sind die Schuhe und die obere Kleidungsschicht abzulegen, bevor du dein Haus oder die Wohnung betrittst. Dadurch wird verhindert, dass daran haftendes radioaktives Material mit ins Haus gelangt. Anschließend solltest du zuerst Kopf und Hände und danach weitere unbedeckte Körperflächen gründlich mit fließendem Wasser waschen. Erst danach solltest du eine Dusche nehmen.
In den Aufnahmegebieten gibt es Notfallstationen, in denen eine Kontamination festgestellt und beseitigt werden kann.

Verhalten bei einer Evakuierung

Eine Evakuierung wird durch die Katastrophenschutzbehörde angeordnet. Sie ist notwendig, wenn der Schutz in den eigenen vier Wänden nicht mehr gewährleistet ist. Als Auffangmöglichkeit stehen meist Partnergemeinden zur Verfügung, die zuvor zugeteilt worden sind.
Allerdings kann es laut dem Bundesamt für Strahlenschutz ebenso notwendig sein, in einem größeren Umkreis zu evakuieren. Besonders dann, wenn wie im Fall von Fukushima die Strahlung in geringen Mengen über einen längeren Zeitraum austritt. Durch wechselnde Windrichtungen verteilt sich die Strahlung möglicherweise über ein größeres Gebiet.

Die Informationen über die Maßnahmen einer Evakuierung werden über Rundfunk oder Fernsehen bekanntgegeben. In den Notfallplänen für deine Umgebung kannst du dich über die dir zugeteilten Aufnahmeorten informieren.
Die Evakuierung erfolgt mit Privat-PKWs oder mit anderen Verkehrsmitteln wie Bus oder Bahn, falls kein eigenes Fahrzeug zur Verfügung steht. Während der Fahrt solltest du das Radio eingeschaltet lassen, um immer die neuesten Informationen zu erhalten.
Im Notgepäck für 2-3 Tage sind Dinge wie Kleidung, Wäsche, Toilettenartikel, Medikamente, wichtige Papiere, persönliche Unterlagen und Geld besonders wichtig. Beim Verlassen des Hauses solltest du nicht unbedingt erforderliche Elektrogeräte ausschalten und ebenso die Gas- und Wasseranschlüsse schließen.

Ältere Menschen, Kranke oder Behinderte in deiner Nachbarschaft sind im besten Fall genauso zu informieren. Denn es kann sein, dass diese den Evakuierungsaufruf nicht gehört haben.

Vorsichtsmaßnahmen treffen

Eine wichtige Maßnahme, die du im Vorhinein treffen kannst, ist Jodtabletten (Kaliumiodid 65 mg) zu Hause vorrätig zu haben. Im Ernstfall werden hochdosierte Jodtabletten an Sammelstellen wie Schule oder und Rathäuser zur Verfügung gestellt.
Mithilfe der Jodtabletten wird verhindert, dass sich radioaktives Jod in der Schilddrüse ansammelt. Der Schutz ist am wirksamsten, wenn du die Tabletten kurz vor oder praktisch gleichzeitig mit dem Einatmen von radioaktiven Jod einnimmst. Auch mehrere Stunden nach dem Einatmen wird noch ein gewisser Schutz erzielt.
Achte beim Kauf der Tabletten darauf, dass du sie nicht mit solchen Jodtabletten verwechselt, die zur Behandlung von Schilddrüsenkrankheiten angewendet werden. Dieses vom Arzt verschriebene Medikament enthält eine zu geringe Menge an Jod, um damit den Körper vor der Strahlung zu schützen.
Die hochdosierten Jodtabletten sollten nur dann eingenommen werden, wenn du dazu aufgefordert wirst. Ansonsten sind sie eine reine Vorsichtsmaßnahme. Um gesundheitliche Risiken zu vermeiden, ist es sinnvoll, den Beipackzettel zu lesen und regelmäßig das Verfallsdatum zu überprüfen.
Die Dosierung der Jodeinnahme ist für die jeweiligen Altersgruppen genau festgelegt. Laut dem Umweltinstitut München sollen Jugendliche ab 13 Jahren sowie Erwachsene bis 45 Jahre 100mg Jodid erhalten.
Für die Altersgruppe über 45 Jahre ist die Einnahme von Jod eher nicht empfohlen. Das Risiko eine schwerwiegende Schilddrüsenerkrankung zu erleiden, wird höher eingeschätzt, als das Strahlenrisiko durch Einatmen von radioaktivem Jod. Allerdings gilt diese Pauschale ebenso für die entsprechenden Risikogruppen. Daher ist es empfehlenswert, wenn du dies im Voraus mit deinem Arzt abklärst.

Probleme seitens der Notfallpläne in Deutschland?

Mit den Notfallplänen und Sicherheitsmaßnahmen in den Atomkraftwerken besitzt Deutschland theoretisch ein effektives Hilfe-System im Falle eines Unfalls.
Jedoch bestehen laut Kritikern schwerwiegende Mängel, die besonders für die Notfallpläne in Deutschland gelten. Denn kaum ein Bürger kennt diese Pläne und ist darüber informiert, was bei einem Ernstfall zu tun ist. Bei einer Spaß-Aktion von Anti-AKW-Aktivisten in einem der Aufnahmeorte hatten selbst die Menschen in der Stadt nichts von den im Ernstfall kommenden Evakuierten gewusst.

Kritik gibt es außerdem an der Ausführung der Evakuierungspläne. So existieren zwar Notunterkünfte in den Aufnahmeorten und festgelegte Routen zu diesen, jedoch kann die vermeintliche Ordnung sehr schnell in einem Chaos enden. Zugleich kann die Distanz der zu evakuierenden Orte zu gering ausfallen. Denn je nach Windrichtung können sich die radioaktiven Partikel  auf bis zu 600 Kilometer ausbreiten.

Wie gefährlich ist die Strahlung aus einem AKW?

Nukleare Störfälle sind das eine – aber sind AKWs auch während ihres Normalbetriebs schädlich für mich, wenn ich in der Nähe wohne? Eine Studie vom Deutschen Kinderkrebsregister etwa weise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Nähe eines Wohnortes zum AKW und dem Risiko von Kindern, an Blutkrebs zu erkranken. Allerdings sind die Autoren der Studie selbst sehr vorsichtig, einen direkten Zusammenhang zu ziehen – die zugrunde liegenden Daten waren alles andere als ausreichend.

Tatsächlich ist die radioaktive Strahlung in der Umgebung eines Kohlekraftwerks höher als in der Nähe eines AKWs. Auch aus Sicht von Ärzten reicht die Strahlenmenge in unmittelbarer Nähe von einem AKW nicht aus, um zu vermehrten Krebserkrankungen zu führen. Vermutlich ist ein AKW im Normalbetrieb also keine Gefahr für die Anwohner.

Zusammenfassung – Die wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen – Jodtabletten und Notfallpläne

Wohnst du in der Nähe eines Atomkraftwerks, lassen sich einige Vorsichtsmaßnahmen treffen. Zum einen solltest du für jedes Familienmitglied eine ausreichende Menge an Jodtabletten (Kaliumiodid 65 mg) vorrätig haben. Ebenso wichtig sind Vorräte an Nahrung, Trinkwasser und Hygieneartikeln für mindestens 3 Tage, besser eine Woche.

Kommt es zu einer Evakuierung, solltest du bereits einen Fluchtrucksack mit Kleidung, Hygieneartikeln, wichtigen Papieren, Geld, Nahrung und Trinkwasser bereitstehen haben oder in der Lage sein, dir innerhalb von 30 Minuten einen solchen Rucksack zu packen. Wenn du ein Auto besitzt, solltest du immer Benzinkanister mit einer vollen Tankfüllung in der Garage stehen haben.

Über Google findest du Notfallpläne für dein Bundesland oder deine Region. Informiere dich, welche Stellen im Ernstfall wofür zuständig sind, über welche Kanäle diese Stellen kommunizieren und wie eine Evakuierung verlaufen würde.

Vielen Dank für diesen Gastbeitrag von Benjamin Arlet https://survicamp.de/


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