Gastbeitrag von Steffi und Andi von ride-worldwide
Wie macht ihr das mit Zelten und Tieren?
Raus mit dem Rad, abends einfach irgendwo sein Zelt aufbauen, Abendessen bei Sonnenuntergang. Doch nachts im Zelt ertönt dieses ungewohnte Geräusch das immer lauter wird und einen die halbe Nacht wach hält. Jeder, der zum ersten Mal draußen in der Wildnis gezeltet hat kennt diese Situation. Zelten draußen in der Natur klingt nach Abenteuer. Ist es auch, doch bei weiten nicht so gefährlich und kompliziert wie die meisten denken.
Wir treffen immer wieder Radler die ausschließlich auf Campingplätzen in Hotels oder bei Warmshowershosts übernachten. Der Grund ist nicht etwa, dass sie super viel Geld haben, sondern sich meist nicht trauen “wild“ zu zelten. Uns ist es auf der anderen Seite viel zu teuer und auch zu stressig sowie in vielen Regionen unmöglich jeden Abend eine Unterkunft zu suchen. Wir lieben es draußen zu schlafen und die Freiheit, die uns unser Zelt gibt.
Der Sicherheitsaspekt ist wohl eines der Hauptthemen, wenn es zum Wildzelten kommt. Aus unserer Sicht ist es jedoch bei weitem nicht so gefährlich, wenn bei der Auswahl des Platzes auf ein paar Dinge acht gegeben wird. Wir suchen uns bewusst Plätze die Versteckt sind, also nicht sichtbar von der Straße oder Häusern. Des Weiteren achten wir penibel darauf, dass uns niemand sieht, wenn wir unseren Platz aufsuchen. Nicht immer haben wir den perfekten Platz und auch eher selten den perfekten Ausblick, aber dies ist der Preis für etwas mehr Sicherheit. Manchmal ist die Gegend zu sehr besiedelt um komplett unsichtbar zu sein. Gerade in Wüstenregionen wie dem Iran ist es nicht so einfach einen sichtgeschützten Platz zu finden. Um zu verhindern trotzdem aufzufallen bringen wir eine möglichst große Distanz zwischen uns und Häuser oder Straßen. Auch ist ein etwas höher gelegenes Plätzchen, als die Straße, ist ein guter Ort. Die Fahrzeuge können das Zelt von unten nicht sehen. Manchmal finden wir aber partout keinen guten Platz, dann heißt es entweder im dunkeln aufbauen und alles im dunkeln erledigen oder wenn die Möglichkeit besteht an einem Haus zu fragen, ob es möglich ist hier zu zelten. In nahe zu allen Fällen sagen die Leute dazu Ja. Im Gegenzug dazu bezahlst du meist mit deiner Geschichte, Bildern und Erlebnissen. Das heißt aber auch, dass der Abend lang wird. Nichts wodrauf wir jeden Abend Lust hätten, schon gar nicht nach einem langen Radeltag. Da muss jeder Reisende seine Balance finden.
Mit dem Rad oder beim Wandern sind wir hauptsächlich auf der Durchreise. Das heißt wir bauen abends unser Zelt auf und morgens in der Frühe wieder ab. Wir haben auch schon mehrere Nächte an ein und dem selben Platz verbracht. Die Gefahr gesehen zu werden ist damit jedoch größer und damit auch alle anderen potentiellen Gefahren die mit Menschen einhergehen. Je nach Situation und Land ist schon mal möglich mehr als eine Nacht an einem Ort zu zelten, doch nicht unbedingt empfehlenswert.
So romantisch es klingt abend am Lagerfeuer zu sitzen, wir machen nur selten ein Feuer wenn wir zelten, da wir nicht unnötig die Aufmerksamkeit auf uns ziehen wollen. Auch ist es nicht überall erlaubt, beziehungsweise in sehr trockenen Regionen gefährlich. Uns ist es wichtig keinerlei Spuren zu hinterlassen, also den Ort so zu hinterlassen wie wir ihn vorgefunden haben. Ein Feuer ist da nicht immer angebracht.
Zelten an Flüssen oder Bächen ist zwar schön, da man unbegrenzt Wasser zum kochen und waschen zur Verfügung hat. Gleichzeitig ist es aber auch laut und man hört Umgebungsgeräuche schlecht. Zudem kann nach heftigen Regen der Wasserspiegel schlagartig ansteigen, weshalb zelten in einem Flussbett wohl eines der schlechtesten Ideen ist.
Aber was ist mit all den wilden Tieren da draußen?
Viele Radler haben nicht nur Angst vor Menschen, sondern auch oder gerade vor Wildtieren. Nur in wenigen Fällen ist die Angst berechtigt. Wir schauen definitive zu viele Horrorfilme in denen Menschen von Menschen oder Tieren angegriffen werden. Wir haben schon in Gebieten mit Bären, Wölfen, Elchen, Hirschen, Coyoten, Klapperschlangen, Scorpionen, Spinnen, Wildschweinen und vieles mehr gezeltet und sind immer noch am leben. Nachts kann da schon ganz schön Krach ums Zelt sein. Die meisten Tiere meiden jedoch Menschen auf Teufel komm raus. Wer allerdings im Bärenland sein Essen im Zelt hat wird zwar in den wenigsten Fällen angegriffen, aber es ist schon blöd wenn plötzlich Mister Petz vor der Tür steht und auch was haben will. Deshalb immer alles was schmeckt und riecht weg vom Zelt lagern und nicht dort kochen wo man anschließend schläft. Ameisen können da viel gemeiner sein und den Zeltboden in einer Nacht in einen Schweizer Käse verwandeln, wenn man nicht aufpasst und sein Zelt auf eine Ameisenstraße stellt.
Wir haben heute zu Tage verlernt wirklich draußen in der Wildnis zu sein. Jedes Geräusch erscheint uns unbekannt und macht Angst. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Auch wir mussten erst lernen, welches Geräusch zu welchem Tier gehört, denn was man kennt bringt einen auch nicht mehr um den Schlaf. Doch nicht nur in fernen Ländern ist nachts ganz schön was los. Wer in deutschen Wälder unterwegs ist wird sich wundern, wie laut es nachts sein kann. Eines der wohl auffälligen Geräusche sind Hirsche in der Brunftzeit. Sie machen schrecklich viel Lärm und sind stark gewöhnungsbedürftig.
Also keine Angst da draußen es ist alles eine Frage der Gewöhnung und Übung. Nach der Zeit bekommt man ein Gefühl für die Auswahl geeigneter Zeltplätze. Eins ist sicher, die besten Übernachtungsplätze gibt es in der Natur, nicht in vier Wänden oder auf Campingplätzen.
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